Übungen im Tai Chi-System




Tai Chi-Partnerübungen

Partnerübungen im Tai Chi

Partnerübungen sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Übungsmethoden des Tai Chi. Sie stellen eine Herausforderung dar und verhelfen dazu die Fähigkeiten und das Gespür für Tai Chi zu steigern.

Beim Erlernen der Form helfen sie uns die Bewegungen besser zu verstehen und nachzuvollziehen. Richtung und Sinn der Bewegung werden erst im Gespür mit einem Gegenüber richtig klar und somit fällt es auch leichter, sich Feinheiten zu merken.

Der ständige Wechsel von Stabilität (Fülle) und Weichheit (Leere) sowie der haftende Kontakt schulen die Aufmerksamkeit und Sensibilität. Die Partnerübungen basieren nicht auf dem Handeln mit grober muskulärer Härte und Kraft, denn harter muskulärer Einsatz bedeutet Steifheit (Verspannung) und den Verlust des Zentrums und somit den Sitz unserer vitalen Energie. Es findet vielmehr ein freundlicher Austausch nach den Regeln der weichen und geschickten Selbstverteidigung statt. Diese Art der Partnerübung macht Spaß und fühlt sich genauso gut und entspannt an, wie bei den Solo-Ü;bungen der Tai Chi-Form.

Weitere praktische Aspekte sind die solide Verwurzelung des Standes, die Flexibilität zwischen Weichheit und Stabilität (Yin-Yang-Prinzipien), gesteigerte Beweglichkeit in den Arm- und Beckenbewegungen, geistige Aufmerksamkeit und Qi-Lenkung. Diese Aspekte vereinen die inneren und äußeren Übungsmethoden miteinander und verdeutlichen die reale Kampfkunst Tai Chi.


Die gängigsten Arten von Partnerübungen im Überblick:


  1. Qi-Test in den Positionen/Bildern der Form
  2. Anwendungen aus den Tai Chi-Formbewegungen
  3. Schiebende Hände (Tui Shou oder auch "Push Hands" genannt))
  4. Ziehende Hände (Da Leu)
  5. Verteilende oder zerstreuende Hände (San Shou)
  6. Partnerübungen mit Waffen, z.B. Schwert gegen Stock, Stock gegen Säbel usw.

Für Anfänger, die gerade die Form lernen sind Qi-Tests und Anwendungen am wichtigsten. Bei den sogenannten Qi-Tests werden die einzelnen Positionen auf ihre Richtigkeit und Stabilität (= Energiefluss) getestet, während die Anwendungen eher ein klareres Bild von den Bewegungen liefern.

Wenn die Form gut beherrscht wird, korrigiert und eventuell vertieft wurde, empfiehlt es sich, zu weiteren Partnerübungen überzugehen, meist den "Schiebenden Händen" oder auch "Push(ing) Hands" genannt. In den Formen übt man für sich allein, es ist also relativ einfach, sich zu entspannen. Bei den Partnerübungen kommt nun der Aspekt eines "Gegenübers" hinzu, auf den man sich einstellen muss. Yin und Yang werden deutlicher wahrgenommen und auf zwei Übende verteilt: einer übernimmt kurzzeitig den Yang-Part, der andere den Yin-Part, und dann wechselt es auch schon wieder...

Diese Art von Partnerübung macht sehr viel Freude, da sie genauso sanft wie die Tai Chi-Form geübt wird. Mit einem Partner muss man noch mehr auf sich achten was das feine Gespür für die eigene Mitte und Bewegungen schult - durch die Bewegungen wird der Rücken gestärkt und die Schultern trainiert. Also auch gesundheitlich eine feine Sache.

Da Tai Chi ursprünglich als Kampfkunst entwickelt wurde, haben die Partnerübungen auch immer ihren Hintergrund in der Selbstverteidigung - dafür wurden sie entwickelt. Es gibt jedoch wie schon gesagt auch einige Vorteile für alle Tai Chi-Übende fernab von Zielen der Selbstverteidigung - und die meisten Übenden wollen heutzutage ja nicht kämpfen, sondern entspannen und etwas für ihre Gesundheit tun. Tai Chi-Partnerübungen stehen diesem Ziel nicht im Weg, sondern bereichern es im Gegenteil um eine schöne Form des Miteinander-in-Kontakt-Seins, des Spürens und der "Körperkommunikation".