Was ist Tai Chi?

Wie wirkt und funktioniert es?
Tai Chi ist ein jahrhunderte altes chinesisches meditatives Bewegungssystem mit gesundheitsfördernden Aspekten. Sein Ursprung ist eine höchst effektive Kampfkunst, die in China als die Krone der klassischen drei "Inneren Kampfkünste" galt. Im Tai Chi wirkt die Lebenskraft (chinesisch "Qi" oder "Chi") sowohl als Kraftquelle für unvergleichbare Vitalität im Alltagsleben, als auch zur Bereitstellung ungeheurer Energiemengen in lebensbedrohenden Notwehrsituationen. Die Kultivierung des Qi's, seine Vermehrung und Anreicherung in den Energiebahnen, den Meridianen, und seine jederzeit willentliche, bewusste Einsatzlenkung sind Hauptbestandteile des qualifizierten Tai Chi-Unterrichtes. Im Grunde spielt es kaum eine Rolle, ob man Tai Chi als Kampfkunst oder Gesundheitssystem übt. Der Schüler erreicht mit seinen Übungen immer die gleichen Ziele.
Im Tai Chi Chuan als Entspannungstraining kommt es in erster Linie auf Weichheit und Geschmeidigkeit an. Die Muskulatur soll im Laufe der Zeit in hohem Maße entspannt und die Gelenke sollen frei beweglich werden. Dies ist nötig, um die Energie des Körpers, das Qi, in Bewegung zu bringen. Muskelverspannungen werden gelöst, die Körperhaltung optimiert, die Energieströme des Körpers werden angeregt und in Balance gebracht. Die langsame konzentrierte Ausführung der Bewegung steigert das körperliche Wohlgefühl und bewirkt eine mentale Entspannung. Tai Chi Chuan ist bestens geeignet für alle Menschen, egal, in welchem Alter oder Fitnesszustand sie sich befinden.

Ziele eines qualifizierten Tai Chi-Unterrichts
- Schärfung der eigenen Körperwahrnehmung, um das "Qi-Phänomen" im eigenen Körper wahrnehmen zu können.
- Übungen, die die Energiebahnen (Meridiane) öffnen, damit mehr Qi als bei einem untrainierten Menschen pro Zeiteinheit in den Meridianen fließen kann.
- Übungen, die den "Qi-Fluss" stark erhöhen.
- Übungen zum Erhöhen der "Qi-Speicherfähigkeit" in den verschiedenen Energiezentren des menschlichen Körpers.
- Nachdem mehr Qi in den Meridianen fließen und in energetischen Lagerhäusern besser gespeichert werden kann, lernt der Schüler, das Qi mit Einsatz der geistigen Vorstellungskraft zunächst überall im physischen Körper zu verorten und Schritt für Schritt mit eigenem Willen (chinesisch "I" oder "yi" genannt) zu lenken.
- Erst einmal wird das Qi in den Händen und Füßen verortet, wo es am leichtesten wahrzunehmen ist. Mit zunehmender Ubung erspürt man es auch in den Armen und Beinen, dem Kopf und zuletzt im Rumpf.
- Wenn der Schüler die Lebensenergie sicher im gesamten physischen Körper spürt, geht die Ausbildung in die folgenden
feinstofflichen Körper über:
- in den "Energiekörper", die Ebene der Energiebahnen (Meridiane),
- in den "Emotionalkörper", die Ebene der Gefühle und Emotionen,
- in den "Geistkörper oder Mentalkörper", die Ebene der Gedanken und des Willens,
- in den "Spiritueller Körper", die Ebene der Seele.
- In dieser Ausbildungsstufe lernt der Schüler Schritt für Schritt die Wahrnehmung und Lenkung des Qi's auf jeder oben genannten Ebenen im Einzelnen.
In der nächsten Ausbildungsstufe lernt man die einzelnen Ebenen sehr schnell zu wechseln oder sie miteinander zu verbinden, als handele es sich um eine einzige Ebene mit vielen verschiedenen Funktionen und Teilaspekten. - Begleitend zu diesem Ausbildungsweg werden auch Waffenformen und Waffentraining angeboten. Der Umgang mit Waffen gibt dem Schüler die Gelegenheit, seine im eigenen physichen Körper erworbenen Fähigkeiten auf eine Waffe zu projezieren, um das Qi auch außerhalb des Körpers im luftleeren Raum zu fühlen, und es dort ebenso kontrolliert wie im materiellen Körper einzusetzen.
- Ein wichtiger Aspekt des Trainings ist die Unterscheidungsfähigkeit des Schülers für die unzähligen verschiedenen "Qi-Qualitäten" im Tai Chi, dem Qi Gong und der taoistischen Meditation. Allein im Tai Chi unterscheidet ein Meister ca. 38 verschiedene Qualitäten von Qi. Damit sind die verschiedenen Energien des Qi Gong, der Meditation noch nicht berücksichtigt.
Meiner Forschung nach gibt es mindestens 64 Energieausprägungen einereinzigen "universalen Lebenskraft", genau soviel wie es Hexagramme im "I-Ging", dem Buch der Wandlungen, gibt. - Schon im Anfängerstadium macht die Beschäftigung mit der universalen Lebenskraft Spaß und bringt Erfolge für die Verbesserung der Gesundheit. Um den Einsatz des Qi's in der Kampfanwendung zu beherrschen, dauert es etwas länger. In beiderlei Hinsicht kann man sagen, dass bessere Resultate mit zunehmender Praxiserfahrung eine logische Folge sind.

Großmeister Wang Hao Da und Volker Jung beim Push Hands

George Xu, Wang Hao Da, Volker Jung